Und das Wort Tierchen ... das ist jetzt mal ausnahmsweise kein Synonym für irgendetwas. Du beherbergst nämlich mehrere Billionen Tiere auf und in deinem Körper...sogenannte Mikroorganismen. Man schätzt es sind ca. 100 Billionen. Diese sind zwar winzig, aber nicht so winzig das sie nichts bräuchten. Alles was sie brauchen finden sie in der Regel in und auf deinem Körper :) Tolle Vorstellung oder?
Als ich mich angefangen habe vor einigen Monaten mit dem Thema zu beschäftigen, hatte ich keine Ahnung was sich mir für eine neue und vor allem aufschlussreiche Welt eröffnen würde. Ich habe an Kongressen teilgenommen, Fachzeitschriften durchstöbert und etliche Bücher zu dem Thema verschlungen und habe mich Hals über Kopf in meine Mikrobenwelt verliebt.
Ich möchte dich nun mitnehmen auf eine kurze Reise in deinen Darm und zwar in deinen Dickdarm.
Das ist der letzte Teil deines Darmes kurz vor dem Anus. Dort sind die meisten und zwar ca. 99% in deinem Körper lebenden Tierchen zu Hause. Alle Anderen findest du auf deinen Schleimhäuten, im Dünndarm, im Magen und auf der Haut.
Die Darmbakterien können in ihrer Gesamtheit ein Gewicht von bis zu 2kg einnehmen.
Stell dir jetzt einfach mal 2kg Hackfleisch vor, bevor du damit Chili con carne machst :)
Derzeit ist es möglich mehr als 4000 verschiedene Bakterienarten zu unterscheiden. Die Bakterien haben verschiedene Aufgaben in unserem Verdauungssystem. Es folgt nun eine Aufzählung der verschiedensten Dinge die Bakterien in unserem Körper so tun und erledigen.
- durch sie wird unverdauliches Essen verarbeitet (Ballaststoffe)
- der Darm mit Energie versorgt und
- es werden Vitamine wie Beispielsweise Vitamin B1, B2, B6, B12 und das
Vitamin K hergestellt.
- Gifte oder Medikamente werden abgebaut und
- das Immunsystem trainiert.
- Bakterien stellen zudem unterschiedliche Stoffe her, wie zum Beispiel Säuren, Gase, Fette und
- können Abwehrreaktionen des Körpers unterstützen (Durchfall).
Das ist eine ganze Menge Arbeit wie ich finde, aber was mich eigentlich wirklich fasziniert ist der nun folgende Zusammenhang:
Die Wissenschaft befasst sich seit einigen Jahren damit zu klären, wie die Bakterien im Zusammenhang mit verschiedenen Krankheiten stehen. Dies sind sowohl körperliche, als auch seelische Erkrankungen wie z.B.
- Übergewicht,
- Mangelernährung,
- Nervenkrankheiten,
- Depressionen,
- Autismus
- chronische Darmerkrankungen und
- Allergien.
In einer Vielzahl an Studien konnte belegt werden das die Betroffenen Patienten ein gestörtes Mikrobiom aufwiesen und zwar immer ähnlich in Bezug auf das Fehlen oder Überangebot an bestimmten Bakterienstämmen.
Einer besondere Bedeutung kommt den Darmbakterien jedoch in Zusammenhang auf unser Immunsystem zu.
Das Immunsystem hat die Aufgabe Krankheitserreger wie Bakterien, Viren und Pilze abzuwehren. Ebenso wichtig ist es, dass das Immunsystem lernt Toleranzen körpereigener Strukturen gegenüber aufzubauen. Gute Bakterien und harmlose Eindringlinge, wie z.B Pollen und Tierhaare sollen nicht bekämpft werden. Des Weiteren ist es Aufgabe des Immunsystem die Beseitigung fremder Substanzen wie Giftstoffe und abgestorbener und veränderter Zellen, wie z.B. Krebszellen oder virusinfizierte Zellen vorzunehmen.
Das Immunsystem mit seinen T Helfer Zellen ist beheimatet an verschiedenen Orten des Körpers: Lymphsystem, Knochenmark, Rachen- und Gaumenmandeln, Milz, Haut und Schleimhäute aber vor allem im Darm. Hier werden 80% aller Immunzellen gebildet. In den Darmwänden befinden sich mehr weiße Blutkörperchen als im gesamten Blutkreislauf!
Und der Darm hilft dem Immunsystem bei seinem täglichen Training. Durch den Kontakt zu den unterschiedlichsten Keimen die sich in der Darmflora befinden verbessern sie ihre Fähigkeit um Eindringlinge später schneller auszuschalten.
Die Darmbakterien im Darm haben sowohl eine direkte Immunabwehrfunktion als auch eine indirekte Immunabwehrfunktion.
Die direkte Immunabwehr funktioniert wie folgt:
Durch die Bildung einer undurchdringlichen Darmschleimhaut (Darmbarriere) wird verhindert das gefährliche Erreger in die Schleimhautzellen eintreten. Auch werden aktiv Abwehrstoffe gegen Krankheitserreger produziert, eine Senkung des PH Wertes und eine Verringerung von Sauerstoff verursacht durch die Bakterien vernichtet krankmachende Erreger.
Die indirekte Immunabwehr dagegen läuft wie folgt ab:
Sollte ein Keim die Darmbarriere überwinden, ist die Darmflora daran beteiligt, Immunzellen auf den Plan zu rufen, die den Eindringling vernichten. Durch diesen ständigen Austausch fällt dem darmassoziierten Immunsystem die Unterscheidung zwischen „guten“ und „schlechten“ Bakterien wesentlich leichter.
Somit kommt einer intakten und ausgeglichene Darmflora eine wichtige Bedeutung für die Funktion des Immunsystems zu. Ob eine Darmflora wirklich intakt ist, kann man auf Grund der komplexen Zusammenhänge und Abläufe noch nicht sicher diagnostizieren, allerdings kann man seit ein paar Jahren eine deutlich bessere Untersuchung bezüglich der Vielzahl der Darmbakterien vornehmen und das eine hohe Anzahl an unterschiedlichen Bakterien für eine gesunde Darmflora gesundheitsförderlich ist, konnte bereits herausgefunden werden.
Die ursprünglichste Methode einer Mikrobenanalyse aus dem Darm ist die Kultivierung. Dazu wird etwas Darminhalt also eine Stuhlprobe auf einer Petrischale verstrichen auf dessen Nährlösung dann die Darmbakterien sich vermehren und wachsen können. Dann können die Bakterien analysiert werden. Diese Methode unterliegt jedoch dem Nachteil das eine Großzahl an Bakterien sterben, wenn sie Sauerstoff ausgesetzt sind. Somit war es nur begrenzt möglich vollständige Aussagen über die Besiedelung des menschlichen Darms vorzunehmen.
Eine gänzlich neue Methode erlaubt es den Wissenschaftlern nun die Bakterien in ihrer gesamten Vielfalt zu erfassen. Es handelt sich hierbei um die Analyse der DNA der Darmbakterien wodurch es nun möglich ist alle bekannten Darmbakterien zu identifizieren und zu quantifizieren.
Heute gelingt es spezialisierten Firmen eine Auswertung der Bakterien über die mikrobielle DNA vorzunehmen und die Auswertungsergebnisse den Verbrauchern zur Verfügung zu stellen.
Ich selbst habe diesen Darmtest schon gemacht und würde ihn jedem weiterempfehlen, der etwas für die Verbesserung oder den Erhalt seiner Gesundheit tun möchte. Ich habe jedenfalls viele spannende Erkenntnisse für mich mitnehmen können.
Wie du nun genau deine Mikroorganismen in deinem Darm fütterst und was deine Tierchen gar nicht mögen werde ich in meinem nächsten Blogbeitrag schreiben.
© Susanne Uckun
Quelle: Aus meiner Abschlussarbeit zum ärztlich geprüften und zertifizierten Gesundheitscoach
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