Ich wache morgens auf und denke ich kann das alles nicht. Alles in mir drin schreit: "Lasst mich bitte in Ruhe". Ich verspüre überhaupt keine Lust auf das was sich da außerhalb des Bettes mein Leben nennt.
Wenn du diese Tage kennst, dann bist du nicht allein damit, denn jeder hat sie. Warum auch sollten wir jeden Tag gleich auf unser Leben schauen, wo doch unsere Umwelt und unsere Körper täglich so komplexen Prozessen ausgesetzt sind. Das Zusammenspiel aus hormonellen und biologisch/ chemischen Prozessen in unseren Körpern, im Zusammenhang mit unserem aktuellen Lebensstil und unserem Lebensumfeld, mixen uns täglich einen neuen Cocktail an Handlungsmöglichkeiten, Wahrnehmung und Empfindungen, Glaubenssätzen und Selbstreflektion.
Kommen diese Tage jedoch gehäuft über einen längeren Zeitraum (>14Tage) vor und sind zudem noch begleitet von anderen Symptomen, steht der Verdacht im Raum, dass sich eine Depression entwickelt hat. Ob der Zustand pathogen, also krank machend ist, wird dann nach einer Befragung und Untersuchung der Hausarzt diagnostizieren.
Ich wurde in letzter Zeit öfter mit dem Thema Depression konfrontiert und gebeten darüber einen Artikel zu schreiben, dies tue ich natürlich sehr gern, aber vorab dazu ein Vorwort.
Als Gesundheitscoach steht es mir nicht zu Diagnosen zu stellen und das ist gut und richtig so. Als Arzt ist man im pathogenetischen Sinne berufen, sich um die Krankheiten der Menschen zu kümmern und einem Heilauftrag nachzukommen. Ein Gesundheitscoach dagegen ist im salutogenetischem Auftrag unterwegs und das heißt, er bemüht sich um die Erhaltung der Gesundheit seines Klienten. Das ist ein grundlegend unterschiedlicher Ansatz. Was beide jedoch gleich haben, ist das Ziel den Menschen auf dem Weg seiner Gesundheitserhaltung zu begleiten. Kommt ein Klient zu mir mit der Vermutung an eine Depression zu leiden, werde ich ihn stets bitten dies ärztlich abzuklären, bevor wir in die Coachingarbeit einsteigen.
Welche Ursachen können eine Depression hervorrufen?
Meist hat eine Depression nicht nur genau eine Ursache, sondern entsteht durch das Zusammenspiel von verschiedenen Faktoren.
Depressionen können beispielsweise saisonal durch Lichtmangel oder durch ein psychisch stark belastendes Erlebnis, als Begleiterscheinung von chronischem Stress, hormonelle Schwankungen oder im Zusammenhang mit anderen körperlichen Erkrankungen auftreten.
Inzwischen weiß man, dass die Botenstoffe Serotonin und Noradrenalin eine Rolle spielen. Wenn zu wenig von ihnen im Gehirn vorhanden ist oder ihre Signale nicht richtig weitergegeben werden, kann sich eine Depression entwickeln.
Wenn du vermutest an einer Depression zu leiden, sollte dies unbedingt ärztlich abgeklärt werden. In der Regel führt dich hier dein Weg zu deinem Hausarzt. Anhand von Untersuchungen und einiger Fragen die er stellen wird, kann er diagnostizieren, ob es sich um eine Depression handelt, eine depressive Verstimmung oder doch ein körperliches Leiden wie z.B. eine Schilddrüsenunterfunktion, welche ähnliche Symptome mit sich bringt, vorliegt.
Aus meiner Erfahrung spüren die Betroffenen selbst schon ziemlich früh, dass es sich um eine Depression handelt. Die Wesensveränderungen die mit dieser Krankheit einhergehen sind einfach nicht zu übersehen und zwar für einen selbst, als auch für das Umfeld. Meist quält man sich mit diversen Symptomen schon länger durch den Alltag und schlussendlich ist es der Weg zum Arzt der nur noch die finale Bestätigung bringt.
Welche Symptome können das sein?
· Gedrückte Stimmung
· Niedergeschlagenheit
· Interessensverlust
· Verminderter Antrieb
· emotionale Leere
· Ängste, Schuldgefühle
· Konzentrationsstörungen
· Rückzug
· Schlafstörungen
Diese Symptome stellen lediglich einen Auszug dar und können einzeln als auch im Verbund, zeitlich versetzt oder gleichzeitig auftreten.
Ist die Diagnose Depression gestellt, wie geht es dann weiter?
Es gibt verschiedene Formen der Behandlung und es sollte im Einzelfall individuell entschieden werden, welcher Heilungsweg der Beste für den Patienten ist.
So kann bei schweren Depressionen eine medikamentöse Behandlung mit Psychopharmaka angebracht sein, eine psychotherapeutische Begleitung ist auch in den meisten Fällen anzuraten. In vielen Fällen ist eine Krankschreibung für einige Zeit sinnvoll. Was das Thema Änderung der Denkmuster und Lebensgewohnheiten und die Unterstützung durch Ernährungsumstellung anbelangt, können Berater und Coaches dir gute Unterstützung geben. Oftmals sind Coaches und Berater schnell zu erreichen. Einen passenden Therapeuten und einen freien Platz zu finden kann regional sehr schwierig sein. Der Coach/Berater bietet zunächst eine mentale Unterstützung und kann erste Verhaltensänderungen in die Wege leiten, aber er ersetzt keine umfassende therapeutische Behandlung.
Ich möchte dir nun die bekanntesten Formen von Depressionen vorstellen und kurz erläutern, wie sie entstehen können.
Bekannte Depressionsformen
Schwangerschafts- und Wochenbettdepression: wird auch eingruppiert in Anpassungsstörungen und tritt bei Frauen während der Schwangerschaft oder nach der Geburt ihres Kindes auf und ist oft hormonell bedingt.
Saisonal Abhängige Depression: tritt meist in den Wintermonaten auf und verschwindet wieder bei Frühlingsanfang und ist hauptsächlich bedingt durch Lichtmangel.
Endogene Depression: wird auch affektive Störung genannt. Die Betroffenen leiden unter häufigen Schwankungen von Antrieb und Stimmung. Diese Depression hat keine organische Ursache und ist die Ursprungsform der Depression.
Larvierte Depression: wird auch somatisierte Depression genannt da sie von den Betroffenen vor allem in Form von körperlichen Schmerzen wahrgenommen wird. Die Depression wird im Körper erlebt. Es finden sich Kopfschmerzen, Schwindel, Rückenschmerzen, Atembeschwerden, Herzbeschwerden und Magen-Darm-Beschwerden.
Psychogene Depression: reaktive und neurotische Depression und Erschöpfungsdepression meist in Folge einer akuten oder traumatisierenden psychischen Verletzung.
Somatogene Depression: organisch verursachte Depression, steht in direktem Zusammenhang mit einer körperlichen Erkrankung (z.B. Schlaganfall, Hirntumore).
Oftmals ist es nicht sofort erkennbar, wo die Depression herkommt, so dass der Arzt zunächst nur den Schweregrad der Depression diagnostiziert. Hier gibt es die Einteilung: leicht, mittel und schwer.
Nun ein paar Daten und Fakten wie sich dieses Krankheitsbild in den letzten Jahren in Deutschland entwickelt hat (Quelle: RKI).
Daten und Fakten
-> Eine ärztlich diagnostizierte Depression in den letzten 12 Monaten wird von 9,7% der
Frauen und 6,3% der Männer berichtet.
-> Am häufigsten geben Personen im Alter von 45 bis 64 Jahren eine ärztliche
Depressionsdiagnose an.
-> Seit mehr als 15 Jahren steigen die Arbeitsunfähigkeitstage stetig auf Grund von
psychischen Erkrankungen (z.B. Depressionen und Angstzustände..)
-> ca. 322 Mio Menschen leiden schätzungsweise weltweit an Depressionen aber nur
-> ca. 50% der Betroffenen holen sich ärztliche oder therapeutische Hilfe
Wenn du nach dem Lesen dieses Artikels das Gefühl hast, du könntest gerade an einer Depression erkrankt sein, rate ich dir dies mit deinem Hausarzt oder Therapeuten zu besprechen.
Hattest du schon mal eine Depression und möchtest nun der Entstehung einer neuen depressiven Phase entgegenwirken, oder du denkst du könntest gefährdet sein eine Depression zu bekommen, dann möchte ich dir folgendes mit auf den Weg geben.
Im Sinne der Gesundheitserhaltung insbesondere bei psychischen Erkrankungen beachte:
-> Ernährung hat einen wesentlichen Einfluss auf unserer Wohlbefinden und bei psychischen
Erkrankungen einen großen Beitrag zur Prävention aber auch zur Genesung.
Serotonin wird zu 90% im Darm gebildet und mit deiner Ernährung hast du einen wesentlichen Anteil an der Bildung von diesem wichtigen Botenstoff fürs Gehirn.
Außerdem trägt eine gesunde Darmflora ganz entscheidend zu unserem körperlichen aber auch psychischen Wohlbefinden bei. Finde dazu auch auf meiner Homepage unter Darmgesundheit mehr Informationen.
-> Regelmäßiger Sport im Freien wie z.B Joggen trägt nachweislich zur Verbesserung depressiver Symptome bei.
-> Entspannung wie z.B. Autogenes Training oder Waldspaziergänge wirken positiv auf unser vegetatives Nervensystem
-> Kleine Rituale wie z.B ein Dankbarkeitstagebuch richten die Gedanken auf das Schöne was in unserem Alltag passiert.
-> Für einen nachhaltigen guten Gesundheitszustand empfehle ich immer auch die eigenen Glaubenssätze und Denkmuster zu überprüfen .
Unterschätze nicht die Bedeutung von Präventionsmaßnahmen für deine Gesundheit. So lange es dir noch gut geht ist, bist du besser in der Lage die Anstrengung aufzubringen einen gesunden Lebensstil zu etablieren. Wenn die Krankheit erst da ist, wird es schwieriger sich mit solchen grundsätzlichen Veränderungsprozessen zu beschäftigen.
Getreu dem Motto: „Vorbeugen ist besser als Heilen“.
Und wenn du zu diesem Thema weitere Infos benötigst, habe ich hier noch ein paar lesenswerte Quellen:
·https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Themen/Psychische_Gesundheit/Psychische_Gesundheit_node.html
Ich wünsche allen Lesern eine gesunde Herbstzeit.
deine Susanne
© Susanne Uckun
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